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Erstellt: 09/22 04:12 PM
Modifiziert: 09/22 04:13 PM



Titel:

19.08.2011 Abstinenz wird zum Trend

Kategorie:

Presse
19. August 2011

Frankfurter Neue Presse:

Abstinenz wird zum Trend

Wenn „Alkoholpolitiker“ die dringende Notwendigkeit alkoholmissbrauchspräventiver Aktivitäten anmahnen,
dann in der Regel mit Blick auf die Jugend, deren Alkoholkonsum angeblich beständig steigt.

„Falsch“ sagt jetzt die Frankfurter Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann (GRÜNE
!) und erfährt Unterstützung von Dr. Bernd Werse, „Center for Drug Research an der
Goethe Universität“ Frankfurt.

Dr. Werse hatte bereits anlässlich eines Kongresses in Nürnberg im Herbst 2009 Medienberichte über
den Alkoholmissbrauch Jugendlicher kritisch kommentiert:
„Eingedenk dieser Überlegungen ist auch insgesamt die Frage zu stellen, ob die (Medien)
Berichte über das angeblich wachsende Alkoholproblem bei Jugendlichen nicht
zumindest stark übertrieben sind, oder zugespitzt formuliert: Ist das Problem
Komasaufen möglicherweise komplett als mediale Konstruktion zu begreifen?“
Durch eine aktuelle Studie unter 1.500 Frankfurter Schülern sieht er sich bestätigt:
Die Frankfurter Neue Presse vom 19. August berichtet hierüber wie folgt (nur alkoholrelevante Auszüge,
Hervorhebungen durch den Brauerbund):

„Frankfurt. Es sagt sich schnell, Meldungen von Koma-Saufen und Drogenfunden erhärten
den Eindruck. Aber es ist falsch: An der gängigen Meinung, dass die Drogenkonsumenten
immer jünger und immer mehr werden, ist nichts dran. Das betonte
gestern Frankfurts Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann (Grüne).
Und so steht es im aktuellen Jahresbericht "Drogentrends in Frankfurt am Main 2010",
der gestern vorgestellt worden ist. Die Studie stammt vom Centre for Drug Research
(Zentrum für Drogenforschung) an der Goethe-Universität und ist vom Drogenreferat der
Stadt in Auftrag gegeben worden. In diesem Jahr wurde sie zum neunten Mal in Folge
erstellt. 1500 Schüler zwischen 15 und 18 Jahren aus 20 verschiedenen Frankfurter
Schulen wurden für die Studie in Unterrichtsstunden nach ihrem Drogenkonsum und ihrem
Freizeitverhalten befragt.

Alkohol an erster Stelle

Aus allem, was die Jugendlichen dabei preisgaben, lässt sich eines klar ablesen: Alkohol
ist nach wie vor die Droge Nummer eins.
86 Prozent der Schüler haben mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken.
Mehr als die Hälfte, 65 Prozent von ihnen, gab an, in den vergangenen 30 Tagen vor der Befragung Bier,
Wein oder Schnaps getrunken zu haben. Knapp die Hälfte der Schüler,
43 Prozent, waren in diesem Zeitraum mindestens einmal betrunken.

Das scheint viel, ist aber weniger als früher: Seit 2002 ist die Anzahl der Schüler, die
wenigstens einmal Alkohol probiert haben, um acht Prozent zurückgegangen; die Zahl
derjenigen, die im vergangenen Monat wenigstens einmal getrunken hatten, sogar um 13
Prozent. Die Zahl derjenigen, die schon vor der Volljährigkeit viel und häufig trinken, ist
nahezu gleich geblieben: 14 Prozent der 15- bis 18-Jährigen bekannten sich dazu, ein
Prozent mehr als in der Studie fürs Jahr 2009.

"Im Wesentlichen hat sich nichts geändert", sagt Bernd Werse von der Goethe-
Universität. "Die Zahlen sind konstant und entsprechen nicht dem angeblichen
Trend." In den vergangenen Jahren lagen die Zahlen immer nahe beieinander. "Das sind
statistisch nicht bedeutende Änderungen", sagt Werse.
Höher als in der Vergangenheit ist auch das Alter, in dem Frankfurts Jugend zum ersten
Mal den einen oder anderen Rausch erlebt. So liegt das Einstiegsalter für Alkohol jetzt
bei durchschnittlichen 13,3 Jahren.“
Leider finden derartige Studienergebnisse nicht die öffentliche und mediale Beachtung,
die sie verdienen, um das schiefe Bild vom Alkoholkonsumverhalten Jugendlicher zu korrigieren.
Da entsprechen Bücher wie das jüngst erschienene Werk „Generation Wodka“
über „Alkoholexzesse bei Jugendlichen“ schon eher dem beliebten Klischee: „Immer früher,
immer mehr: Das Buch zeigt ein verheerendes Bild trinkender Kinder und Jugendlicher“
(Stern.de, 25.08.2011) ... was Werse (s. Kasten auf der Vorseite) dann irgendwie
bestätigt!