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Erstellt: 02/07 02:44 PM
Modifiziert: 02/07 02:44 PM



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06.02.2007 EU-Parlament fordert Werbeeinschränkungen für Süßigkeiten

Kategorie:

Aktuelles
06.02.2007

EU-Parlament fordert Werbeeinschränkungen für Süßigkeiten

Aus der Zeitung „Die Welt“ war am 06.02.2007 zu entnehmen, dass das EU-Parlament Werbebeschränkungen für Süßigkeiten fordert. Die EU-Kommission solle mit der Medienindustrie ein Abkommen schließen, um „die massive Fernsehwerbung für ausschließlich für Kinder bestimmte Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt einzudämmen“, heißt es in einem Bericht des Parlaments. Verlangt werden auch verbindliche Vorschriften für Getränkeautomaten an Schulen. In den Automaten müssten mehr Wasser, Saft und Diätprodukte angeboten werden – und nicht bloß Coke, Fanta und Sprite.
Nach der Alkohol- und Zigarettenbranche werden nun auch die Süßwarenhersteller mit der unsinnigen Forderung nach Werbeverboten konfrontiert.
„Es gibt keine Nachweise, dass Werbung Schuld an übergewichtigen Kindern ist“, so Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW). Der Werbung würde von Brüssel vielmehr irgendeine Voodoo-Wirkung angedichtet, die den Menschen den Kopf verdrehe und nichts mit den Realitäten zu tun habe.
Das von Werbeverboten keine positiven Effekte ausgehen, zeigt das Beispiel Schweden. Das Land ist für die Nahrungsmittelindustrie der Beweis, dass Werbeverbote für „ungesunde Lebensmittel“ dicke Kinder nicht verhindern können. Die schwedischen Privatsender dürfen schon seit 1991 keine solche Werbung im Umfeld von TV-Sendungen für Kinder bis 12 Jahren ausstrahlen. Das nationale Fernsehen kennt überhaupt keine Werbung. Obwohl die kleinen Schweden also beim Fernsehen nicht zum ungesunden Essen verführt werden, hat sich das Übergewicht bei Kindern seit den 90er-Jahren verdreifacht. Mit einer Übergewichtsrate von 18 % stehen die schwedischen Kinder heute überhaupt nicht dünner da als andere Kinder in Europa. Im Gegenteil, der Anteil an fettleibigen Schulkindern im Alter von 7 bis 11 Jahren liegt in Schweden um ca. 1/3 höher als beispielsweise in Deutschland, wie aus einer in der Zeitung „Die Welt“ veröffentlichten Grafik hervorgeht.
So warnt auch Renate Sommer (CDU), Expertin für Verbraucherschutz im Europäischen Parlament, vor zu hohen Erwartungen allein an Werbebeschränkungen. Die steigende Anzahl dickleibiger Menschen in der EU sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nach einem ganzheitlichen Lösungsansatz verlange, der alle Ursachen berücksichtige. Mit Werbeverboten werde suggeriert, dass bestimmte Produkte per se schlecht seien und die Schuld an der zunehmenden Dickleibigkeit trügen. Das eigentliche Problem liege aber im Bewegungsmangel. Mehr körperliche Aktivität könne man aber auch nicht durch europäische Gesetze herbeiregeln.

Quelle: „Die Welt“ vom 06. Februar 2007